Wie unser Appetit auf billiges Fleisch für Nahrungsmangel im globalen Süden sorgt

Weltweit könnten alle Menschen satt werden – wenn nicht so viel Ackerfläche für den Anbau von Viehfutter reserviert wäre. Vor allem durch unsere große Lust auf billiges Fleisch landen auch Futtermittel aus fernen Ländern in hiesigen Trögen. So sorgt der Agrar-Welthandel dafür, dass es im globalen Süden an Nahrungsmitteln mangelt, während hier bei uns ständig neue Schnitzel-Sonderangebote locken.

Auf einem Drittel der weltweit verfügbaren Ackerflächen werden Futtermittel für die Tiermast angebaut. Folglich landet ein großer Teil der geernteten Feldfrüchte nicht auf dem Teller, sondern in den Futtertrögen. Eine gigantische Verschwendung, denn um ein Kilo Fleisch zu erzeugen, werden über zehn Kilo Getreide oder Hülsenfrüchte benötigt.

Das wäre zunächst noch nicht einmal sonderlich problematisch, wenn nicht reiche Industrienationen wie zum Beispiel Deutschland hochwertige Öl- und Hülsenfrüchte für die Tiermast importieren würden – beispielsweise aus Ländern wie Brasilien, wo es Millionen arme Menschen gibt, die sich nicht genug (und erst recht nicht genug gesunde) Nahrungsmittel leisten können. Über die knallharten Regeln des Weltmarktes führt der globale Futtermittelhandel sogar dazu, dass selbst für die Menschen im fernen Afrika die Grundnahrungsmittel um so teurer werden, je mehr Futtermittel wir in die EU einführen.

Teufelskreis zwischen Hunger und Überfluss

Völlig aus den Fugen gerät die Sachlage, wenn man dann auch noch berücksichtigt, dass beispielsweise bei uns in Deutschland Fleisch- und Wurstwaren, Eier sowie Milch und Milchprodukte nur noch billig verramscht werden. Immer mehr heimische bäuerliche Familienbetriebe können dem Preisdruck der Discounter nicht mehr standhalten und müssen aufgeben. Am Ende bleiben irgendwann nur noch große Agrarfabriken übrig – und ein Angebot an fragwürdig produzierten Lebensmitteln, die diesen Namen kaum noch verdienen.

Im Gegenzug überschwemmt überdies schon heute beispielsweise massenhaft tiefgefroren exportiertes Billig-Geflügelklein die Märkte in Afrika. Traditionelle einheimische Geflügelzüchter können da nicht mehr mithalten. Ein Teufelskreis zwischen Hunger und Überfluss, der am Ende hier und dort nur Verlierer kennt.

Beim täglichen Einkauf hat Jede(r) die Wahl

Es sei denn, es gelingt uns gemeinsam, diesen Teufelskreis aufzuhalten. Dazu kann Jede(r) von uns etwas beitragen – etwa durch einen bewussten Einkauf beim Öko-Bauern oder durch hier und da mal weniger billiges, dafür aber hochwertiges (Bio-)Fleisch, das ohne importiertes Tierfutter produziert wurde.

 

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