Landraub: Wie Kleinbauernfamilien aus Profitgier
von ihrem Stückchen Land vertrieben werden

Spekulation mit Nahrungsmitteln an den internationalen Börsen, immer mehr Flächen für den Anbau von Treibstoffpflanzen, Investmentfonds auf der Suche nach Rendite – das sind nur drei Aspekte, warum das Geschäft mit Land boomt. Riesige Areale im globalen Süden werden nicht mehr von Kleinbauernfamilien bewirtschaftet, sondern von internationalen Unternehmen. „Land Grabbing“ entzieht vielen Menschen ihre Existenzgrundlage.

„Land Grabbing“, zu deutsch: „Landraub“ bedeutet, dass sich (einheimische oder meist ausländische) Unternehmen große Ackerflächen durch höchst fragwürdige Methoden aneignen, um darauf in großem Stil Agrarprodukte für den Export anzubauen. Dazu gehören Schnittblumen, Obst und Gemüse, aber auch Futtermittel oder nachwachsende Rohstoffe zur Energiegewinnung.

Diese rein unter dem Aspekt der kurzfristigen Gewinnmaximierung genutzten Flächen stehen der heimischen, zumeist kleinbäuerlich strukturierten Landwirtschaft nicht mehr zur Verfügung. Denn die kann nicht mithalten mit den Preisen, die z.B. Finanzkonzerne und Investmentsfonds auf ihrer Suche nach lukrativen Renditen aufrufen.

Böses Spiel mit einseitigen Regeln

Das böse Spiel mit einseitigen Regeln funktioniert folgendermaßen: Viele Kleinbauernfamilien bewirtschaften Land, das sie von einem Großgrundbesitzer gepachtet haben. Im besten Fall wartet er, bis der Vertrag ausgelaufen ist – im schlechtesten Fall kann er sich an die getroffenen Abmachungen einfach nicht mehr erinnern. Aber auch wer in den Ländern des globalen Südens sein „eigenes“ Land bewirtschaftet, hat meist schlechte Karten: Grundbuchämter nach deutschem Vorbild gibt es fast nirgendwo, und im Zweifelsfall hilft dem Big Business ein bisschen Bestechungsgeld, um den Stempel auf die begehrte Urkunde zu bekommen.

Was bleibt, sind die Slums der großen Städte

Manchmal erfolgt der Landraub sogar völlig legal, nämlich angeordnet von der jeweiligen “Entwicklungs”-Behörde. Steht ein kleines Bauerndorf einem Großinvestor im Weg, gibt es eben ein mehr oder weniger freiwilliges Umsiedlungsprogramm. Wer sich dem widersetzt, wird oft gewaltsam vertrieben. Die neuen Siedlungsgebiete sind selbstredend kaum für eine auskömmliche Landwirtschaft geeignet. So bleibt den Bauernfamilien meist nur die Abwanderung in die Slums der großen Städte.

Denn neue Einkommensquellen am alten Wohnort gibt es nur wenige. Die neuen Herren bewirtschaften “ihre” Flächen meist mit hohem technischen Einsatz, bringen oftmals sogar ihre eigenen spezialisierten Experten mit. Für die ungelernten Kräfte vor Ort bleiben höchstens saisonale Hilfsjobs zum Hungerlohn.

Augen auf beim Einkauf – und bei der Geldanlage

Die Vertreibung von Kleinbauernfamilien bringt den Großinvestoren bares Geld – und uns billige exotische Produkte aus tropischen Ländern. Umso schlimmer, dass hier bei uns selbsternannte “Nachhaltigkeitsfonds” unverblümt damit werben, gewinnbringend in Ackerflächen so genannter “Emerging Markets” (also Schwellen- und Entwicklungsländer) zu investieren. Genau hinschauen sollten wir VerbraucherInnen aber auch beim täglichen Einkauf: Wenn schon Nahrungs- und Genussmittel aus dem globalen Süden, dann bitte möglichst aus Fairem Handel!

 

Foto: Harald Gruber / Comundialis-Stiftung