Von wegen “Bio”: Warum Agro-Kraftstoffe kein Energie-Schub für eine nachhaltige Zukunft sind

Die EU will es so: Bei uns kommt nicht nur Diesel oder Benzin in den Tank, sondern auch ein großer Schluck „Bio“-Sprit. Wertvolle Lebensmittel wie Ölfrüchte, Mais und sogar Getreide werden als Kraftstoff oder zum Heizen verschwendet – mit Umweltschutz hat das nur wenig zu tun. Für zig Millionen Menschen im globalen Süden aber bleibt der Teller leer, weil wir die Ernten als Energierohstoffe importieren.

Wir alle wollen Auto fahren und trotzdem das Klima schonen. Deshalb haben die europäischen Regierungen beschlossen, dass herkömmlichem Benzin und Diesel so genannter „Bio-“ oder besser „Agrosprit“ beigemischt werden muss. Das soll angeblich den Klimaschutz vorantreiben und die Abhängigkeit vom knapper werdenden Öl reduzieren. Worüber nur ungern gesprochen wird: Alle Ackerfrüchte, aus denen Agrarsprit hergestellt wird, könnten stattdessen auch helfen, hungernde Menschen satt zu machen.

Viel “Bio”-Kaftstoff kommt aus dem Süden

Teller der Menschen bleiben leer, weil Ackerflächen falsch genutzt werdenDie Agrarsprit-Politik der EU hat fatale Folgen für die Zukunft der Welternährung. Denn bereits heute werden rund 40 Prozent des beigemischten Biodiesels und jeder fünfte Liter Bioethanol nach Europa importiert – überwiegend aus tropischen und subtropischen Ländern. Das hat seinen Grund nicht nur in der begrenzten Anbaufläche hierzulande: Der Agrosprit aus Ländern des Südens ist schlicht billiger. Für seine Produktion werden entweder Urwälder abgeholzt oder Ackerflächen genutzt, die vorher dem Anbau von Nahrungsmitteln vorbehalten waren.

Weltweites Wettbieten mit tödlichem Ausgang

Durch die neue Konkurrenz um fruchtbares Land geraten tausende von Kleinbauernfamilien unter Druck, weil sie die gestiegenen Pacht- und Bodenpreise mit ihrer nachhaltigen Wirtschaftsweise nicht mehr bezahlen können – eine schlimme Entwicklung, die übrigens inzwischen auch viele Landwirte hier in Deutschland ans Aufgeben denken lässt. Aufgrund der globalen Verflechtungen entsteht gleichzeitg für Produzenten wie für Verbraucher auf den globalen Rohstoffmärkten eine unmittelbare Verknüpfung der Preise für Nahrungsmittel mit denen für Erdöl und Erdgas – mit tödlicher Konsequenz für all jene, die bei diesem Wettbieten irgendwann nicht mehr mithalten können.

Mit dem Fahrrad aus der Sackgasse

Jeder von uns kann diesem globalen Irrsinn gegensteuern: Allein in 50 Liter “Bio-“Sprit stecken so viele Agrar-Rohstoffe, um davon einen Menschen ein Jahr lang zu ernähren. Das jedenfalls haben die Vereinten Nationen ausgerechnet. Übersetzt auf unseren Alltag heißt das zum Beispiel auch: Einfach öfter mal das Fahrrad nehmen!

Foto: Europäische Union (2006) / alfa-img.com